In den vergangenen Tagen veröffentlichte die DAK - eine der größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands - den Krankenstandsreport für 2023. Neben den üblichen Verdächtigen (Atemwegserkrankungen) hat mich der Anstieg der psychischen Erkrankungen (+ 7,4% im Vergleich zum Vorjahr) zum Grübeln gebracht.
“A great culture at work doesn’t happen by accident. It needs to be pursued with intention, and that comes from both words and actions. Culture is a living and breathing thing, and it needs to be tended to. There’s no 'set it and forget it.' You need to pursue people as much as you do product.” Will Guidara, ehemaliger Besitzer des weltweit top-bewerteten Restaurants, Eleven Madison Park
Welche Auswirkungen haben Krankmeldungen auf die Unternehmenskultur?
- demotivierte und überarbeitete Mitarbeiter:innen - die Arbeitsmoral und auch die Motivation der verbleibenden Mitarbeiter:innen kann mit Zunahme der Krankmeldungen sinken
- sinkende Qualität - dadurch, dass die verbleibende Mitarbeiterschaft, zusätzliche Aufgaben übernehmen muss, kann es zu einer Überbelastung kommen, wodurch die Qualität möglicherweise sinkt
- abnehmende Produktivität - die zwei vorgenannten Punkte können dazu führen, dass die Gesamtproduktivität des Unternehmens abnimmt
Mit welchen Maßnahmen können Unternehmen die Mitarbeiter:innen präventiv unterstützen und so für eine bessere Unternehmenskultur sorgen?
Bevor wir uns mit dieser Frage beschäftigen, möchte ich noch einen kurzen Blick auf mögliche Gründe für die psychisch-bedingten Krankmeldungen werfen. Wodurch können psychische Beschwerden im Beruf hervorgerufen werden?
- Überarbeitung: Die Übernahme von Aufgaben erkrankter Kolleg:innen, zusätzlich zu den eigenen Aufgaben, kann zu psychischen Gesundheitsproblemen beitragen.
- Stress und Belastung: Druck von oben, dass die Zahlen stimmen müssen, auch bei Fachkräftemangel, Unstimmigkeiten zwischen Kolleg:innen, unzufriedene Kunden oder finanzielle Belastungen sind weitere Faktoren für psychische Gesundheitsprobleme.
- veränderte Arbeitsbedingungen: Homeoffice, mehr Eigenverantwortung für übernommene Aufgaben, mangelnde Integration durch hybride Arbeitsplatzmodelle oder stressige Arbeitsbedingungen können ebenfalls psychische Gesundheitsprobleme verursachen.
Was können also nun Organisationen unternehmen, damit die gesunde Mitarbeiterschaft nicht auch noch erkrankt und die wieder gesundeten Mitarbeiter:innen gesund bleiben? In meinem Artikel Agile Strategieumsetzung für die Jahresplanung hatte ich bereits über die Möglichkeit des Einsatzes von OKR (Objectives and Key Results) berichtet, anhand derer Unternehmen, Abteilungen und Teams ihre Ziele ambitioniert und messbar quartalsweise festlegen und sich regelmäßig treffen, um sich über den Fortschritt und mögliche Hindernisse auszutauschen. Eine andere Methode wäre die Einführung von agilen Mitarbeitergesprächen, welche zwischen gleichrangigen Mitarbeiter:innen zielorientiert geführt werden und als Vorbereitung für das Gespräch mit der Führungskraft genutzt werden kann, in dem dann von unten nach oben Vorschläge für die persönliche Weiterbildung gemacht werden. Ebenso wirksam kann das Angebot von Business Coachings in Unternehmen sein. Hier geht es darum, in einer oder mehreren Sitzungen mit einem unabhängigen Business Coach über berufliche Hindernisse (z.B. Zeitmanagement, zwischenmenschliche Schwierigkeiten, Wunsch nach verbesserter Kommunikation,...) systemisch-potentialorientiert gesprochen wird. Die Liste der Möglichkeiten und Methoden ist an dieser Stelle noch längst nicht erschöpft, so können z.B. auch regelmäßige Präsenztage in Verbindung mit lockeren Events zur Verbesserung der Unternehmenskultur beitragen.
Welche Auswirkungen hat die Unternehmenskultur auf Krankmeldungen?
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich in Unternehmen mit einer guten Kultur - in der also die Mitarbeiterschaft wertgeschätzt wurde - bessere Leistungen erbracht habe, seltener krank geschrieben war und auch an einem Montagmorgen motivierter ins Büro/an die Arbeit gegangen bin als in Unternehmen, die durch Druck von oben geführt wurden. Als Unternehmen ist es daher heute wichtiger denn je, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen zu schauen und Maßnahmen zu ergreifen, damit es nicht zur Überlastung und negativem Stress kommt. Es bedarf der stetigen Hinterfragung, ob die gewählten Maßnahmen für alle von Nutzen sind oder ob eine Nachjustierung notwendig ist. Ebenso wichtig sind - wie im obigen Zitat von Will Guidara erwähnt - neben den Worten auch Taten, die diesen folgen. Diese Taten sollten dann klar und für alle verständlich kommuniziert werden, damit ein Konsent (es gibt keine begründeten schwerwiegenden Einsprüche mehr) bei Entscheidungen gefunden wird.